Internet-Psychologe Fabian F. Fröhlich analysiert

Wann endlich dieser Text fertig wird, fragt die Chefin jetzt schon zum vierten Mal. Dabei ist der schon fertig – muss nur noch aufgeschrieben werden. Ob ich eine Schreibblockade hätte? Angst vor dem weißen Blatt? Nee. Ich doch nicht!

Es ist nur so, dass ich wegen akuter Stresszunahme meine Person betreffend ein Moratorium verfügt habe. Während dieser Zeit müssen die Prioritäten in puncto Work-Life-Balance endlich neu geordnet werden. Und dabei sind Dinge wie Schreiben und auch Denken strikt untersagt. Außer im Internet. Da hab ich mit meiner Kollegin, die wo am Schreibtisch gegenüber nicht arbeitet, voll den Konsens. Wir stehen nämlich beide unter Verdacht, arbeitssüchtig zu sein!

Kann man online ganz leicht analysieren. Ich hab den Test gemacht „Laufe ich Gefahr zum Workaholic zu werden?“ Da muss man zehn Fragen beantworten, zum Beispiel: „Sie haben noch drei Tage Zeit, um eine Arbeit fertig zu stellen. Sie wissen, dass diese Zeitspanne eindeutig zu kurz ist, auch wenn Sie Ihren Arbeitstag von acht auf zehn Stunden verlängern. Wie gehen Sie vor?“ Na wie wohl? Wenn es eh nichts bringt, Überstunden zu machen, dann fange ich erst gar nicht damit an.

Oder die: „Ihr Kollege nimmt sich ausreichend Zeit für die Mittagspause. In Ruhe essen und ein kurzer Spaziergang an der Luft gehören für ihn dazu. Wie gestalten Sie Ihre Mittagspause?“ Das kann ich genau sagen: Wenn ich gegen eins von einer der zahlreichen Pressekonferenzen, zu denen wir immer eingeladen werden, in die Redaktion komme, brauche ich erst mal ein Lungenbrötchen und ’nen starken Kaffee zur Verdauung. Die PR-Fritzen füttern einen ganz schön fett – nur die Informationen sind häufig dünn.

Nächste Frage: „Eine Bekannte erzählt Ihnen, dass sie ihre Arbeitszeit bei entsprechendem Lohnverzicht verkürzt hat. Können Sie sich das vorstellen?“ Und dann kommt: „Ihr Chef hat Herzprobleme und muss ins Krankenhaus. Was denken Sie?“ Mal ehrlich – wenn der Alte schon wieder Zoff mit seiner Liebsten hat, die als Krankenschwester arbeitet – was geht mich das an? Solange am Monatsende das Gehalt pünktlich … das mit dem Lohnverzicht könnt ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Auf Geld zu verzichten kann ich überhaupt nicht verstehen. Was hat man davon?!

Gefährlich wird es, wenn die Dummen fleißig werden. Und schon deshalb hab ich es vor Spannung kaum ausgehalten, bis ich meine persönliche Testauswertung bekam. Wahnsinn! Ich hatte es schon befürchtet: „Es ist höchste Zeit, Ihr Leben und Ihre Arbeitseinstellung zu überdenken. Ziehen Sie rechtzeitig die Notbremse!“

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