Bei Kauf Spende - Soziale Einkaufsplattformen

Das Internet schafft neue Möglichkeiten zu spenden. Seit 2008 steigt die Anzahl der Plattformen, die das ohne Zusatzkosten durch einen kleinen Umweg beim Onlinekauf ermöglichen. Das Fundraiser-Magazin hat die sozialen Einkaufsplattformen verglichen. Hier geht's zur Übersicht.

Von Catrin Thiem

Onlinehändler nutzen Affiliate-Marketing, um neue Kunden und Interessenten zu gewinnen. Jedes Mal, wenn man über Werbung im Internet zu einem Online-Shop gelangt und dort kauft, sich anmeldet oder Ähnliches, bezahlt dieser Shop dem Webseitenbetreiber eine Provision. Oft geschieht das unbemerkt, beispielsweise über Anklicken eines Bildes beim Recherchieren und anschließender Weiterleitung von diesem Portal zu einem Online-Shop. Dieses Prinzip nutzen soziale Einkaufsplattformen, indem sie die Provisionen bündeln und Spenden an gemeinnützige Organisationen leiten. Hierzu wird auf den bewussten Umweg zum Online-Shop gesetzt, wie in der Grafik ersichtlich wird.

Mittlerweile gibt es hiervon eine Vielzahl unterschiedlicher Angebote. Dieses Dickicht zu lichten, war Ziel eines Vergleichs der Plattformen, die generell die Anmeldung gemeinnütziger Organisationen (Begünstigte) ermöglichen. Die Übersicht beinhaltet keine Plattformen, die nur für eine oder wenige festgelegte Organisationen agieren.

Kleine Vereine profitieren

Gerade für kleine Vereine, Initiativen und Projekte mit geringen Ressourcen ist diese Form des Fundraisings nicht nur eine willkommene Quelle zur Mittelgewinnung. Sie profitieren auch von öffentlicher Wahrnehmung und Vernetzung, und teilweise bietet sich so überhaupt die erste Gelegenheit, am Online-Fundraising zu partizipieren oder gar die erste Präsenz im Internet überhaupt. Für diese Zielgruppe ist insbesondere die Direktspende eine wertvolle Zusatzfunktion. Neben zusätzlichen Einnahmen profitieren aber auch große, etablierte Organisationen durch die Einbindung dieses Instrumentes von zusätzlichen Effekten wie höherer Reichweite und erweiterten Angeboten für ihre Unterstützer.

Aber neue Interessenten oder Unterstützer findet man auf den Plattformen bisher kaum. Der Anstoß muss über die eigenen Fans erfolgen. Empfehlung ist das Kernelement einer gelungenen Nutzung. Will ein Verein von diesen Plattformen ge­brauch machen, muss er also für die Verbreitung der Idee bei den Förderern und deren Netzwerk sorgen. Hierfür bieten die Plattformen meist Unterstützung und Hilfsmittel, wie Links, Widgets, Plakate oder Flyer. Beispiele, wie die Kreativschule in Berlin-Karlshorst mit knapp 3 000 Euro oder die Organisation Sea Shepard mit über 25 000 Euro Spendeneingang zeigen, dass sich der Aufwand lohnt. Die Plattform sollte sicher gut zur Organisation passen. Es lohnt sich genauer hinzusehen, denn Transparenz und Ver­trauenswürdigkeit sind elementar.

Auswahl wichtig

Fast alle Anbieter der Plattformen machen zum Beispiel darüber Angaben, wie viel Prozent von den Provisionen wirklich an die Organisationen fließen und wie viel für die Aufrechterhaltung der Plattform gebraucht wird. Shop plus plus gibt an, 100 Prozent der Provisionen weiterzugeben. Auf Nachfrage stellt sich dann aber heraus, dass Teile der Provisionen doch für die Eigenfinanzierung genutzt werden. Auch bei Gooding ist eine Weitergabe von 100 Prozent nur über gezielte Einstellungen möglich. Bei Kaufkröte war der Anteil für den Verein auch nicht bei einfacher Internetsuche zu finden, und bei Vereinsbüchse erfährt man auf der Webseite kaum etwas, ohne sich anzumelden.

Insgesamt ist das System der Vergütungen der Shopbetreiber an die Plattformen so komplex, dass konkrete Angaben zu den erzielbaren Provisionen nicht abbildbar sind. Die Angaben hierzu im Shopbereich sind grobe Richtwerte, und ehrliche Anbieter benennen das auch so. Bei der Transparenz der Geschäftszahlen stach Bildungsspender als einziger Anbieter mit der Veröffentlichung eines Geschäftsberichtes heraus. Im Punkt Erläuterung der Grundfunktion und Aufklärung über alle denkbaren Nachfragen waren besonders gute und in weiterführenden Seiten sehr detaillierte Beschreibungen bei boost und gooding zu finden.

Hoher Wettbewerb

Im Rahmen der Untersuchung zeigte sich auch, dass unter den Plattformen ein enormer Wettbewerb herrscht. Kein Wunder, angesichts steigender Umsätze im E-Commerce häufen sich Neugründungen. Bisher können sich wenige Plattformen tatsächlich inklusive Gehältern tragen. Einige Anbieter sind verschwunden, und Shop plus plus hat jüngst zwei Plattformen übernommen. Insider rechnen mit noch mehr Zusammenschlüssen und Konzentrationen sowie schnelleren Entwicklungen. „Um das Angebot von helfen-kostet-nix noch mehr zu verbreiten und auszubauen, bin ich gerade auf der Suche nach Investoren“, bestätigt Betreiber Andreas Veljkovic indirekt diesen Trend.

Viele Plattformbetreiber arbeiten stetig an Verbesserungen wie Beispiel Liveticker oder Erinnerungstools, die Nutzer beim Surfen auf gelistete Shops und die Nutzung der sozialen Einkaufsplattformen hinweisen. Hauptaufgabe bleibt aber die Verbreitung der Idee in der breiten Öffentlichkeit. Keine rosigen Aussichten also, aber die immer selbstverständlichere Nutzung des Internets und somit auch geänderte Kaufgewohnheiten, gute Prognosen im Onlinemarkt sowie die Perspektive der Imagestei­gerung für Unternehmen bieten ein enormes Potenzial für dieses innovative Online-Fundraising-Instrument. Dessen Erschließung hängt in starkem Maße davon ab, wie gut es Begünstigten gelingt, ihr Anliegen zu dem ihrer Unterstützer zu machen.

Hier finden Sie die Übersicht.

 

Über die Autorin

Catrin Thiem ist Fachkauffrau Marketing und machte sich mit dem Thema Fundraising während der Ausbildung an der Dialog Aka­demie vertraut. Au­ßer­dem arbeitete sie für verschiedene gemeinnützige Organisationen bei der Agentur „direct.“ Derzeit studiert sie Wirt­schafts­kommunikation an der HTW Berlin. Die Untersuchung war Teil ihrer aktuellen Bachelorarbeit.

 

Foto: Gina Sanders/Fotolia

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