Eiskalt und mit gutem Beispiel voran

Kommentar von Matthias Daberstiel

Kommentar zur #icebucketchallenge
Der Eimer des Anstosses

Es ist im August ungewöhnlich kalt gewesen. In Deutschland etwa ein Grad weniger als üblich, so der Wetterdienst. Dass allerdings das permanente Eisgewürfel der #IceBucketChallenge dazu geführt hat, ist nicht zu erwarten. Soweit gehen virale Effekte dann doch nicht. Nach drei (!) persönlichen Nominierungen in drei Tagen ist es Zeit etwas zu sagen und ich nehme deshalb den Ball von Jona Hölderle und Maik Meid auf und tue das, was ein Fachjournalist in diesen Fällen tut und schreibe.

Die #IceBucketChallenge ist zweifelsohne ein sensationeller Erfolg. 100 Millionen Dollar in 30 Tagen, das verdient einen Eintrag im Fundraising-Geschichtsbuch. Für eine Organisation wie die ALS Association, die im letzten Jahr nur etwas über eine Million Dollar einnahm, ein Geldsegen ohnegleichen. Und warum? Weil ein Junge mit ALS, seinen Kumpels mal zeigen wollte wie es ist, zu erstarren, also die Krankheit zu haben. Dass daraus eine weltweite Aktion geworden ist, mag nicht verwundern, der Hang von uns Menschen zur Selbstdarstellung und zur Schadenfreude war schon immer groß. In jedem von uns steckt irgendwo eine kleine Rampensau und wenn es dann noch für den guten Zweck ist, fällt es uns umso leichter sie rauszulassen. Diese Aktion produziert neben diesen notwendigen lauten Tönen aber auch viele leise Nebenklänge, die sogar dazu führen, dass selbst die größte Dumpfbacke zur Erkenntnis gelangt: „Das ist eine Krankheit, da muss man was machen.“.

Doch wie immer bei Werbeaktionen von Non-Profit-Organisationen treten auch ungefragt Kritiker auf den Plan. Da sie diesmal die Kosten der Aktion nicht rügen können – schwierig bei viraler Ansteckung – und auch, dass es überhaupt Werbung von NGOs gibt – schwierig, wenn es Millionen Menschen freiwillig verbreiten – nehmen sie sich die Aktion an sich vor. Trinkwasserverschwendung, Druck bei Nominierung, fehlende regionale Einbindung der deutschen Schwesterorganisation(en), fehlende Nachhaltigkeit und, weil das alles noch nicht reicht, auch noch Tierversuche. Freunde, diese Nörgelei ist unerträglich! Auch Fachkollegen scheinen vergessen zu haben, dass im Wort Fundraising das Wort Fun vorkommt. Ich nörgle jetzt mal zurück, dass all diese Kritiker erfolgreiche Trittbrettfahrer sind, die ihren eigenen Marktwert und Aufmerksamkeitsfaktor mit der #IceBucketChallenge steigern. Denn zum Schluss ist hier alles freiwillig. Und den freien Willen sollte man respektieren. Damit wäre ich beim Thema.

Ich halte es mit Jona Hölderle, der die Challenge einfach umtaufte und zur #IceConeChallenge machte. Kleiner Insiderscherz auf die Spendenpyramide? Egal. Fundraiserinnen und Fundraiser sollten auch selbst spenden, schon um das Gefühl der Gabe zu kennen und so wandle auch ich meine Challenge von Thomas Kreuzer, Jona Hölderle und Andreas Berg um und berichte wofür ich aktuell spenden werde.

35 Euro gehen an das aktuelle Hilfsprojekt für die Vertriebenen im Nordirak an arche noVa e.V. aus Dresden. Eine Organisation, die mir schon lange durch qualifizierte Arbeit, gutes Fundraising in schwierigem Umfeld und ein klare Fokussierung und strategische Ausrichtung auf das Thema Wasser und Nothilfe auffällt.

Weitere 35 Euro gehen an die noch junge Initiative Fahrräder für Afrika. Das Prinzip der Aktion ist einfach, die Umsetzung und Nachhaltigkeit ausgezeichnet und die Idee jeden Cent wert. Außerdem sitzen die Macher ebenfalls bei mir um die Ecke, nämlich in Oschatz.

Gespendet habe ich dieses Jahr sonst noch wenig, kein Wunder, erhole ich mich doch noch von meiner ersten Großspende im letzten Jahr für den Neubau einer Freien Montessorischule KILALOMA in Dresden, der jetzt endlich gelingt und durch einen Investor vorangetrieben wird. Als Vorstand ging ich da mit gutem Beispiel voran und es freut mich, dass die anderen Eltern ebenfalls mitzogen.

Hinreißen lassen habe ich mich dann aber doch vom Crowdfunding-Projekt MännerBücherRaum meines Nachbarn Manfred. Als perfekte Zielgruppe fand ich seine Werbung sympathisch und ehrlich. Außerdem gab es selbstgemachte Marmelade als Gegenleistung. Top-Argument!

Und nun zu Dir Maik. Als Fundraiser weißt Du virale Effekte zu schätzen und verzichtest doch auf weitere Nominierungen und setzt auf Freiwilligkeit. Da schließe ich mich gerne an und hoffe auf so manchen Leser dieses Kommentars, der sich angesprochen fühlt und die #IceConeChallenge ebenfalls mit gutem Beispiel voran weiterträgt. Ich finde das auch passend zum Fundraiser-Magazin, denn wir haben schon immer das Ziel, gute Ideen im Fundraising zu verbreiten und nicht zu verordnen. Lesen und spenden müssen die Leute schon selber.

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