Warum Führungskräfte in komplexen Situationen versagen
Eigentlich ist „äußerst sympathisch“ keine gängige Kategorie zur Einordnung eines Sachbuches, erst recht nicht, wenn es sich mit der Problematik der Entscheidungsfindung durch Führungskräfte auseinandersetzt. Auf das Buch von Lars Vollmer trifft aber genau das zu. Der Autor formuliert auf den Punkt, so knapp wie unterhaltsam, und nimmt jeden möglichen Einwand des Lesers augenblicklich vorweg.
Wie Vollmer selbst sagt: Die Lage ist trügerisch. Vermeintlich der Vernunft folgende, auf Fakten basierende Entscheidungen der Führungsebene zeitigen eben nicht immer die erwarteten Ergebnisse, sei es nun in wirtschaftlicher oder rein verwaltungstechnischer Hinsicht. Vollmer fragt, warum das so ist und kommt zu dem simplen Schluss: Wir wenden häufig die falschen Denk-Modelle an. Wie gesagt, häufig. Nicht immer. Ganz so streng ist Vollmer mit seinem Leser dann doch nicht. Er verweist darauf, dass wir gern nur einen Ausschnitt der Realität betrachten.
Trotzdem können wir uns entspannt zurücklehnen: „Nicht das Modell ist schuld, sondern die Realität.“ Na bitte. Oder doch nicht? Betrachtet man die Sache von der gegenüberliegenden Seite, sieht es auch nicht besser aus: Ein Mehr an Informationen führt eben nicht zu besseren Entscheidungen. Also hinfort mit Big Data? Vollmer hat auch etwas zu Best Practice zu sagen. Legen Sie die Ohren an! Dieses Buch könnte Sie verärgern. Ein bisschen wenigstens. Denn Vollmer weiß, dass wir es uns gern unnötig schwer machen.
Rico Stehfest
Lars Vollmer. Wrong Turn. Warum Führungskräfte in komplexen Situationen versagen
orell füssli. 2014. 224 Seiten
ISBN: 9783280055274. 19,95 €