Digitale und soziale Trends

Immer mehr Menschen teilen sich ihr Auto oder stellen ihre Wohnung Couch-Surfern bereit. „Shareconomy“ heißt dieser Trend. Als digitaler Trend kann auch beschrieben werden, dass digitale Netzwerke nach Katastrophen die Helfenden unterstützen. Stichwort: „Digitale Katastrophenhilfe“. Digital ist häufig auch schon die Finanzierung von Prototypen oder gemeinnützigen Projekten, was als  „Crowdfunding“ längst in aller Munde ist. Der Trendreport 2014, den das betterplace lab frisch in Berlin vorgestellt hat, rückt einige dieser Trends ins Rampenlicht. Ein Überblick.

600 Fallbeispiele zu sozialen Innovationen haben die Macher des betterplace Trendreports zusammengetragen. Zehn Trends leiten sie aus ihnen ab, die dazu einladen auf andere Bereiche übertragen zu werden.

Vom Hackathons zum Sandsack-Einsatz
An erster Stelle stehen im Trendrepot 2014 die "Hackathons". Das heißt: Programmierer und Ideenentwickler setzen sich für ein Wochenende – oder eben für eine Zeitspanne, die mit ausreichend Energy Drinks praktisch genutzt werden kann – zusammen und entwickeln was das Zeug hält. Ein nicht ganz junger Trend, der sich aber großer Beliebtheit erfreut. So kann beispielsweise bequem an einem Wochenende der Prototyp einer Webseite entwickelt werden. Der Vorteil: Die hohen Kosten für Informatiker können mit einer "Party für Programmierer" zum Teil umgangen werden. Ergebnisse von Hackathons waren nicht nur die Ablass-App vom betterplace lab, sondern beispielsweise auch der „Like“-button auf Facebook. Schönes Beispiel für einen erfolgreich wiederkehrenden Hackathon: Die Random Hacks of Kindness.

Á propos Facebook. Der Star unter den sozialen Netzwerken bietet längst mehr als Status-Updates, Katzenbilder und Trash-Videos. Spontan bilden sich Hilfs-Gruppen, wie nach der Flut 2013, die über Facebook Gutes tun. Auch wenn die Datenschutz-Richtlinien manch einem ein kaltes Schauern über den Rücken laufen lassen, haben immerhin Tausende von Fans über dieses Netzwerk zusammengefunden, um Sandsäcke zu stapeln und anzupacken. Ein schönes Beispiel ist auch das Projekt Isreal loves Iran. Ronny Edry und seine Frau Michal Tamir aus Tel Aviv haben ein Poster auf Facebook hochgeladen, auf dem der Grafik-Designer mit seiner Tochter zu sehen ist und eine israelische Flagge hält. Auf dem Poster steht außerdem: "Iraner, wir würden niemals euer Land bombadieren. Wir lieben Euch". Das war im Jahr 2012. Direkt kamen Rückmeldungen mit der selben Botschaft aus dem Iran. Noch heute existiert die Fanseite auf Facebook mit zahlreichen weiteren Postern und mit fast 125.000 Fans.

Crowdfunding und Shareconomy
Dennoch: Facebook ist nicht das Epi-Zentrum des Cyberspace. Es gibt auch zahlreiche weitere Ansätze und Seiten im Internet, die für gemeinnützige Initiativen spannend sein können. Der derzeit wohl berühmteste Trend, der an dieser Stelle erwähnt wird, ist das "Crowdfunding", wie es über die Plattformen Kickstarter, Indiegogo oder Startnext betrieben wird. Immerhin 40 Prozent der hier eingenommen Gelder fließen laut dem Trendreport in soziale Projekte. Ein nicht geringer Teil auch in Form von Spenden, wie sie auf der Plattform von betterplace selbst gesammelt und vergeben werden können.

Damit nicht genug. Etliche Plattformen bieten mittlerweile auch die Möglichkeit, Alltagsgegenstände vom Auto bis zur Couch zu teilen. Trendwort: "Shareconomy". Fallbeispiele. Couchsurfing.org oder foodsharing.de.

Silbersurfer und Unterwachung
Wer denkt, dass diese Trends nur auf die hippen Youngster zutreffen, der hat einfach den letzten Schuss nicht gehört. Die „Silbersurfer“ erobern mit mehr als 50 Jahren noch das Internet. Von den über 60-jährigen waren 2013 bereits 43 Prozent online. Von den 50- bis 59-jährigen sogar 83 Prozent. Tendenz: steigend!

Das Internet bietet schließlich in allen Lebensbereichen neue Möglichkeiten zur Interaktion und damit auch neue Chancen. Das gilt auch für unser Verhältnis zur Macht. „Unterwachung“ heißt der Trend, unter dem es die Herausgeber des Reports verbuchen, wenn Korruption, Lug und Trug von unten her aufgedeckt und bekämpft werden. Beispiele hierfür gibt es zu Genüge. Der Klassiker aus dem Report: Bribespot.com.

Bauern Empowern und Giving Days
Traditionelle Machtverhältnisse stehen also auf des Messers Schneide? Es sieht ganz so aus, wenn sogar „Bauern empowern“ als Trend gilt. Was dahinter steckt? Selbst Kleinbauern aus ärmeren Regionen können Wissensmonopole via Smartphone aufbrechen und sich per digitaler Innovation von Mittelsmännern und Großunternehmen lossagen. Beispiel: Die Plattform Coffeetransparency.com von TechnoServe.

Auch kleine und mittlere Organisationen können vom medialen Wandel profitieren. Besonders spannend sind für sie die „Giving Days“ aus den USA. Bei Giving Days tun sich häufig mehrere Akteure zusammen und konzentrieren ihre Fundraising-Aktivitäten über das World Wide Web auf einen Tag. Auch wenn ansonsten nicht sonderlich viel Manpower vorhanden ist, kann an diesem einen Tag doch mächtig Wirbel gemacht werden. Wer Beispiele sucht, ist auf der Plattform razoo.com genau richtig.

Offline und Digitale Nothilfe
Die gute Nachricht: Auch „Offline“ passiert mittlerweile mehr und auch das ist für die betterplace-Denker ein Trend im digitalen Zeitalter. Die Lektion daraus: Jede tapfere neue Internet-Innovation braucht auch einen Bezug zum realen Leben, in dem sie ihren Platz finden soll. Es geht um den Kontakt zu Menschen und nicht nur um User oder Impressions. Dabei zeigt sich auch schnell, wo Luftschlösser gebaut werden und wo auf tatsächliche Bedürfnisse und Gewohnheiten eingegangen wird. Es geht außerdem darum, dass Online-Aktionen auch in der realen Welt ankommen. Schönes Beispiel ist der March of the Mini Army. Die Fairtrade Foundation hatte in Großbritannien 8.000 Unterschriften in einer Online-Petition gesammelt. Statt sich mit den Klicks zufrieden zu geben, hat sie im Anschluss 8.000 Pappfiguren gebastelt, mit Bildern der Unterzeichner beklebt und als kleine Armee vor dem House of Parliament aufmarschieren lassen. Aus dem Internet in die Wirklichkeit sozusagen.

Last but not least: Das Internet besteht nicht nur aus dem World Wide Web! Digitaltechnik umfasst auch den Einsatz von Drohnen, Algorythmen und mobilen Endgeräten. "Digitale Nothilfe" ist der Trend im Report, der auch dem Rechnung trägt. Beispiele dafür sind der Mobile Disaster Relief im Apple Appstore, mit dem Helfer ihren Standort markieren können, oder auch Twitcident, eine Twitter-App, die Tweets nach Ort und Schlagwort sortiert und die schon erfolgreich bei Massenveranstaltungen in Holland zum Einsatz kam.

Der komplette Report zum Download
Wer einen  genauen Blick auf die einzelnen Trends werfen will, weitere gute Beispiele sucht und auch herausfinden will, wie die Trends in die eigene Arbeit passen, der kann den Report online gratis abrufen. Das Schöne daran: Die meisten Fallbeispiele sind direkt per Link einsehbar.

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