Energiewende von unten: Solarstrom für die USA

Community Power Network Synta Keeling
Für Syntia Keeling hat sich die Anschaffung einer Solaranlage auf dem Dach gelohnt.

Darum geht‘s: Energiewende, Klimaschutz, Pariser Klimaabkommen, Solarstrom

Das Community Power Network verbindet in den USA landesweit Hausbesitzer, die in Eigenregie Solaranlagen installieren. Dass US-Präsident Trump wenig von erneuerbaren Energien hält, ficht die Aktivisten nicht an. Sie machen einfach weiter. Unser Redakteur Peter Neitzsch hat mit Akteuren vor Ort gesprochen.

#WeAreStillIn – wir sind noch dabei. Das ist das Motto amerikanischer Klimaschützer. Auch wenn die Regierung aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigt, verpflichten sich US-Bürger, Firmen, Städte und sogar ganze Bundesstaaten zu CO2-Einsparungen. Sie wollen die Klimaziele weiter erreichen. Trotz Trump. Das vom Anstieg des Meeresspiegels bedrohte Miami Beach hat die Erklärung ebenso unterzeichnet wie die US-Hauptstadt Washington. Kalifornien ist dabei, Oregon oder North Carolina. Auch Facebook, Google und Yahoo haben sich verpflichtet.

Überzeugungsarbeit beim Thema Sonnenenergie

Vorangetrieben wird die Energiewende in den USA aber auch von etlichen Stiftungen und Non-Profit-Organisationen. Sie leisten vor allen Dingen Überzeugungsarbeit, denn viele Amerikaner sind beim Thema erneuerbare Energien noch skeptisch. „Die Leute denken: Sonnenenergie, das ist doch was für Hawaii“, sagt Ben Delman vom Community Power Network. Doch diese Zweifel kann er zerstreuen: „Ich bringe dann immer das Beispiel Deutschland.“ Die 2007 gegründete NGO vernetzt landesweit Solarinteressierte in den Nachbarschaften – und berät sie bei der Anschaffung von Fotovoltaikanlagen.

„Solarstrom ist eine soziale Technologie“, sagt Delman. Niemand gehe das Thema gerne alleine an. Der Vorteil von „Solar-Kooperativen“ in der Nachbarschaft liegt da auf der Hand: Wer sich für Fotovoltaik interessiert, muss sich nicht alleine mit Sonnenstunden, Anschaffungskosten und Einspeisevergütung herumschlagen – er kann sich mit seinem Nachbarn darüber austauschen. „Wenn man sieht, dass es in der Gegend Leute mit Solaranlagen auf dem Dach gibt, wird man neugierig – dann ist das Thema weniger abstrakt.“

Netzwerk organisiert die Installation der Solaranlagen

Seine Arbeit finanziert das Community Power Network über Stiftungsgelder und eine Gebühr, die Hausbesitzer zahlen. Allein der Washingtoner Ableger des Netzwerks „DC Sun“ konnte auf diese Weise mehr als 500 Solaranlagen installieren. „Interessierte können sich bei uns online registrieren und ihre Adresse auf einer GoogleMap markieren“, erklärt Delman. Die Organisation prüft daraufhin, ob sich das Hausdach für eine Anlage eignet. „Unser Ziel ist es, bis zu 50 gute Dächer in einer Gegend zu bekommen, dann legen wir los.“

Dächer wie das auf dem Einfamilienhäuschen von Synta Keeling (Foto) in einem bürgerlichen Vorort von Washington. Die Juristin wagte 2010 den Schritt und schaffte sich eine Solaranlage an. Im Grunde sei sie ja schon immer sehr umweltbewusst gewesen. Aber: „So eine Anlage kostet erst mal Geld, das war keine einfache Entscheidung.“ Erst durch das Netzwerk hat sie erfahren, welche Fördermöglichkeiten es gibt. „Alleine macht man so einen Schritt nicht, aber Schulter an Schulter mit den Nachbarn ist das etwas anderes.“

Heute misst der „solar meter“ neben ihrer Haustür den Strom, den ihre Solaranlage produziert. Besonders in den schwülen Sommermonaten, wenn die Air Conditions in vielen Haushalten Washingtons auf Hochtouren laufen, lohnt sich das. „Im Juli ist eine Stromrechnung von mehreren hundert Dollar keine Seltenheit.“ Je mehr Strom Keeling in das Netz einspeist, desto schneller wächst ihr Stromguthaben beim lokalen Versorger. Auf diese Weise kann sie im Sommer produzierten Strom auch noch im Winter verbrauchen.

Weniger Steuern für Solarstrom

Vieles in Amerika funktioniert über die Wirtschaftlichkeit: Wenn sich etwas rechnet, wird es gemacht. Für Keeling hat sich die Anschaffung bereits gelohnt. „Von März bis September habe ich keine Energiekosten, und im Winter ist meine Stromrechnung immerhin nur noch halb so hoch.“ Der Staat setzt auch in den USA Anreize, die den Einstieg in den Solarstrom erleichtern: Seit 2005 gibt es einen bundesweiten Steuernachlass für 30 Prozent der Investitionssumme. Daran werde sich so schnell auch nichts ändern, glaubt Delman. „Unser Präsident ist zwar kein Freund grüner Energie, aber er liebt Steuersenkungen!“

Text und Foto: Peter Neitzsch

Der Artikel ist in der Ausgabe 6/2017 des Fundraiser-Magazins erschienen.

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