Bullshit-Jobber Fabian F. Fröhlich arbeitet an der Sinnkrise
In letzter Zeit ist immer wieder von sogenannten Bullshit-Jobs zu lesen. Also keine Berufe im Wortsinne, sondern Menschen-willenlos-mach-Maßnahmen in einem globalen Beschäftigungsprogramm namens Kapitalismus. Bähm! Wie hab ich das schön formuliert – meine Nachbarin aus dem Erdgeschoss wäre stolz auf mich. Das ist nämlich so ’ne Zweihundertprozentige. Doch um diese liebenswerte linke Leipzigerin (mit der Alliteration bewerbe ich mich als Texter bei „Bauer sucht Frau“) soll es hier nicht gehen … obwohl sie als PR-Referentin der Tierschutzaktivistinnen mit Gender-Gap vielleicht sogar zur Zielgruppe gehört.
Wie finde ich raus, ob mein Job Bullshit ist? Ein Tipp aus Zeit-Online: Was wäre, wenn Ihre gesamte Berufsgruppe streiken würde? Krankenschwestern, Müllmänner, Busfahrer, Kindergärtnerinnen und das Bodenpersonal von Billig-Airlines können schon mal aufatmen. Das zivile Leben bräche zusammen – kein Bullshit-Job! Ins Grübeln kommen da schon eher Lateinlehrer, Politessen, Finanzbeamte und Gerichtsvollzieher – allesamt auch ehrbare Berufe, deren Streik aber kaum jemanden zu Tränen rühren würde. An dieser Stelle sieht man, dass auch die Journalisten bei der großen Wochenzeitung nicht konsequent zu Ende denken. Vielleicht aus Angst vor der Erkenntnis?
Unbestrittene Beispiele für Unsinnserwerbstätigkeiten sind demnach … nee, meine Lieben, so leicht isses nun auch wieder nicht. Wertpapierverkäufer, Social-Bot-Programmierer, Mager-Models, EU-Handelsminister und die ganzen Bachelor of IMM (irgendwas mit Medien) brauchen nicht vorschnell ihr Abo zu kündigen. Es gibt immer was Sinnstiftendes zu tun: Der bärtige Banker tritt ehrenamtlich als Maskottchen beim Jahrestreffen der Verschwörungstheoretiker auf. Die coole Controlling-Analystin bäckt Cup-Cakes für den Hartz-IV-Solidaritätsbasar. Und Arne aus dem Archiv untersucht in der Mittagspause das Paarungsverhalten der gemeinen Hausstaubmilbe – natürlich für die Wissenschaft.
Nur der Redakteur, der beim Fundraiser-Magazin immer bloß auf der letzten Seite schreiben darf, der kriegt gerade die Sinnkrise. Ein berühmter Schriftsteller, der im Literarischen Quartett verrissen und auf der Frankfurter Buchmesse beklaut wird – das wär’s! Dafür müsste man natürlich erst mal ein Buch zustande bringen: „Best of Fabians Bullshit“. Wer würde das schon lesen?!