Fastbildungsbürger Fabian F. Fröhlich setzt sich wieder auf die Schulbank

Neulich im Bus musste ich unfreiwillig das Gespräch eines jungen Paares mit anhören. „Schaaatzi, gehen wir am Weekend mal zum Brunch bei meinen Oldies vorbei?“, fragte sie, ohne den Blick und die Finger vom Smartphone zu heben. „Nope“, war seine kurze, aber eindeutige Antwort. „Dann muss ich mit den Kids also wieder allein hin?“ – „Yup.“ Thema beendet.
Selbst auf dem Nachhauseweg ging mir diese Unterhaltung nicht aus dem Kopf. Anfangs glaubte ich ja, dass mich unterschwellig die Rolle der Frau(en) in Familien-, Traditions- und Kommunikations-Angelegenheiten beschäftigen würde – Sie erinnern sich sicherlich: Ich wollte mich verstärkt für das schwache Geschlecht starkmachen –, dann jedoch wurde mir blitzartig klar, warum ich dieses Gespräch nicht loslassen konnte. Diese Vermischung von Deutsch und Englisch nervt mich auch im Redaktionsalltag! Bislang war ich mit Abitur, Volontariat, Kleinem Latinum für die Fremdwörter und dem Duden wegen der sich ständig ändernden deutschen Rechtschreibung super gut gefahren. In jüngerer Vergangenheit allerdings ertappe ich mich immer häufiger dabei, dass ich mit meinem Schulenglisch so überhaupt nicht mehr vorwärtskomme. In Mails und Autoren-Briefings wimmelt es nur so von Donor Journeys im Fundraising, Performance Marketing, Employer Branding im Recruitingprozess oder Mindsets in der Personalführung. Selbstverständlich dürfen Foundations nicht fehlen, denn die sind hipper als Stiftungen. Okay, okay – da sind ein paar Fachbegriffe darunter, auf die sich die internationale Gemeinde der NPO-Fachleute nun mal geeinigt hat und die man ja einfach mal auswendig lernen kann. Aber auch sonst nutzen wir Tools, verschicken Gadgets, gönnen unseren Partnern Benefits und Goodies und erwarten Response.
Apropos Response: Das ist nun wirklich zum Haareraufen. Also, nicht, dass ich nicht gern eine Antwort oder eine Reaktion auf mein Tun erhalten würde, aber selbst bei diesem an für sich leicht verständlichen Wort lässt mich mein Lieblingswerkzeug Duden im Stich, wenn es um Deklination und Geschlecht geht. Er kennt nämlich nur „Respons“, ohne „e“, dafür männlich. Die Response gibt es also gar nicht! Wer nun beim letzten Mailing zu wenig davon hatte: Who cares?
Und was lehrt mich das Ganze jetzt? Influencer mit Beautygesicht haben keinen Nine-to-five-Job, aber Millionen von Followern. Und ich werde mich wohl mal zum Englisch-Auffrischungskurs in der Volkshochschule anmelden – learning by doing reicht nicht mehr. Vielleicht lerne ich dabei gleich mit, wie man am Storytelling feilen und die Keywords in den Teasern optimieren kann.

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