Mailing-Leser Fabian F. Fröhlich sammelt Wertvolles

Ich kriege gerne Post. Ich freue mich über jeden Brief, sogar vom Finanzamt. Ehrlich! Hab sogar einen extragroßen Briefkasten angeschafft. Und der wird voll, denn ich nehme an allen Gewinnspielen und Umfragen teil, die meinen Weg kreuzen, und setze mein Häkchen freudestrahlend unter jede Bitte um Adressweitergabe. Natürlich liege ich damit nicht im Trend, das ist mir schon klar – doch die Vorteile überwiegen.

Die Rede ist von den netten kleinen Geschenken. Incentives heißen die, Motivationsanreize. Das stimmt: Meine Freundin reagiert immer recht gereizt auf das ganze Zeug. Doch ich habe den wahren Wert der kleinen Dinge erkannt.
„Ein Lakota-Traumfänger extra für Sie. Möge dieses bescheidene Geschenk Sie beschützen, es kommt von Herzen …“ und aus Frankfurt am Main, wo das Indianerhilfswerk sein Büro – wahrscheinlich im Hochhaus – hat. Seit das Teil über meinem Bett hängt, schlafe ich tief und frei von Träumen aller Art. Leider auch frei von meiner Liebsten, sie boykottiert diesen Raum neuerdings. Dabei habe ich schon Vorsorge getroffen, damit die Mystik nicht die Oberhand gewinnt: „Akzeptieren Sie dieses Kreuzkettchen als Dank für Ihre Spende!“ Na bitte, jetzt ist das Gleichgewicht in Glaubensfragen wieder hergestellt.

Die Rettungsdecke vom Roten Kreuz hab ich im Auto griffbereit. Eignet sich auch prima als Unterlage für ein spontanes Picknick im Grünen. Demnächst werden in Deutschland Warnwesten Pflicht – auf den Briefumschlag bin ich schon mal gespannt!

Jetzt im Frühling sieht man überall in meinem Garten die Zeichen der Dankbarkeit erblühen. Diesmal habe ich den ganzen Blumensamen, der den Spendenbriefen im letzten Jahr beilag, tatsächlich mal ausgesät: Die Vergissmeinnicht aus Österreich sehen wirklich gut aus als Beeteinfassung. Die Wildblumensaat vom Ökoverein und die Bienenfreundmischung bringen Pflanzen zu uns, die meine Nachbarin als Unkraut bezeichnet, aber sie sind schön bunt. Und erst das Sonnenblumenfeld, das hinten am Zaun entsteht, frei nach dem Motto „Lassen auch Sie die Hoffnung keimen!“.

Aber nicht alle freuen sich: Die Kollegin aus der Grafik ist eingeschnappt, weil ich ihr das Lineal mit Braille-Schrift geschenkt habe – das vom Blinden- und Sehschwachenverband. Und meine adipöse Cousine fand die Geburtstagskarte aus der Sonderedition zum Schutz der Elefanten offenbar nicht witzig …
Einen Wunsch habe ich aber doch, liebe für meine zukünftigen Spenden dankende Briefabsender: Bald ist wieder Einweckzeit. Lasst doch auf den schönen kleinen Klebe-Etiketten meinen falsch geschrieben Namen weg. Dann kann ich die nämlich für Marmeladengläser verwenden.

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