Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt

Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt

Autor Srdja Popovic weiß, wovon er schreibt. Das sollte ein Autor natürlich immer, aber Popovic hat nicht nur einfach mal zum Thema gewaltfreier Widerstand recherchiert, sondern war selbst dabei. Während seines Studiums war er Mitglied einer Widerstandsbewegung, die den serbischen Diktator Slobodan Milosevic stürzte. Er ist international als Politaktivist bekannt und berät Bürgerrechts- und Demokratiegruppen. Mit „Protest!“ hat er eine Art Wegweiser geschrieben, wie gewaltloser Widerstand funktionieren kann, und zwar direkt im Alltag. Gleich zu Beginn des Vorworts weist Popovic darauf hin, dass es ihm auf keinen Fall um blutige Revolutionen gehe, sondern einzig darum, wie ganz normale Menschen sich gegen Unrecht wehren können, einfach indem sie sich zusammentun und kreativ werden. Die Beispiele reichen vom Hüttenkäse-Boykott für soziale Gerechtigkeit in Israel über die Umgehung eines Kuss-Verbots in Ankara bis zur Orangenen Revolution in der Ukraine. Popovic schreibt locker, witzig und äußerst unterhaltsam und fordert dazu auf, die Texte nicht einfach nur zu verstehen, sondern auch zu fühlen. „Wie gute Musik sollen sie in die Beine gehen und Sie von den Stühlen reißen.“ Dazu bezieht er den Leser auch mit ein, zum Beispiel wenn er ihn auffordert, sich vorzustellen, man sei ein dienstbeflissener türkischer Polizist und sehe sich plötzlich hunderten sich küssenden Menschen gegenüber. Womit wir wieder beim eben angesprochenen Kussverbot wären. Ein Buch nicht nur für Aktivisten.

Ute Nitzsche

Srdja Popovic und Matthew Miller. Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt
Fischer Taschenbuch 2015. 230 Seiten
ISBN: 978-3-596-03377-5. [D] 16,99 €, [A] 17,50 €, CHF 23,90

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