Venture Philanthropy und Social Investments gehören zusammen

Pieter Oostlander bei der annual conference der European Venture Philanthropy Association

Wie können unternehmerische Ansätze mit sozialen Anliegen verbunden werden? Diese Frage beschäftigt Pieter Oostlander. Er ist Vorsitzender der European Venture Philanthropy Association (EVPA) und bemüht sich um einen starken Markt für soziale Investments. Im Interview mit Paul Stadelhofer schildert Oostlander was Venture Philanthropy für ihn bedeutet, worauf bei sozialen Investments geachtet werden muss und worauf die Forschung der EVPA abzielt.

Was bedeutet Venture Philanthropy für Sie?

Venture Philanthropy ist in erster Linie ein Ansatz, um einen langfristigen sozialen Impakt zu schaffen.

Es geht dabei um Wege, sozialen Organisationen zu helfen ihre Performance zu verbessern und ihre Wirkung zu steigern. Der Begriff bezeichnet also eine Kooperation zwischen Geldgebern und sozialen Organisationen. Es gibt einige Elemente, die für die Venture Philanthropy zentral sind und die erwähnt werden sollten: Beispielsweise engagieren sich Investoren immer auch innerhalb einer sozialen Organisation. Sie helfen ihr dabei Kapazitäten aufzubauen. Die dabei entstehende Beziehung dauert immer über mehrere Jahre an. Es ist eine langfristige Beziehung in der neben finanzieller Unterstützung auch immer weitere Leistungen erbracht werden. Beispielsweise beim Erstellen einer Strategie oder durch das Coaching des Management Teams in einem sozialen Unternehmen.

Wichtig ist für den Investor vor allem dass der Impakt gemessen wird. Man muss von vornherein wissen, was man erreichen will und was nötig ist, um die gesetzten Ziele wirklich zu erreichen. Ein Investor bietet nämlich immer eine maßgeschneiderte Finanzierung für die Bedürfnisse einer sozialen Organisation an.

Welche Rolle spielt dabei der finanzielle Return für die EVPA?

Wir sprechen bei der EVPA nicht sonderlich viel über den finanziellen Return, da es schon sehr vielfältige Möglichkeiten dafür gibt. Wir können in diesem Bereich also kaum noch einen wertvollen Beitrag leisten. Es ist uns aber doch wichtig, dass Investoren verschiedene Instrumente nutzen können. Das können Fördermittel, Bürgschaften oder beispielsweise auch Kredite sein. Heutzutage sprechen wir also oft über Venture Philanthropy und Social Investments im gleichen Atemzug, da beides zum Bereich der Venture Philanthropy gehört.

Wie steht es ihrer Meinung nach um Venture Philanthropy und Social Investments in Europa?

Wir haben vor kurzem erst wieder anhand einer Umfrage den Sektor in Europa untersucht. Dabei zeigte sich, dass mittlerweile über 5 Milliarden Euro pro Jahr durch Venture Philanthropy Organisationen in soziale Anliegen investiert werden. Das hat zugenommen. Vor drei Jahren war es über eine Milliarde Euro und nun sind es bereits über 5 Milliarden Euro. Alleine im vergangenen Jahr ist die Summe um 28 Prozent angewachsen.

Eine weitere interessante Sache ist, wie verschiedene Teilnehmer der Umfrage zum Thema Rendite stehen. Manche wollen ausschließlich einen sozialen Nutzen erreichen. Für ganze 34 Prozent steht das an oberster Stelle und sie verlangen ihre Förderung auch nicht zurück. 41 Prozent der Befragten bevorzugen einen sozialen Impakt aber akzeptieren es zumindest, wenn sie ihr Geld zurück bekommen. Die verbleibenden 25 Prozent ordnen dem sozialen und dem finanziellen Return einen gleich hohen Stellenwert zu.

Was bedeutet das für Organisationen, die nach einer Finanzierung im Rahmen der Venture Philanthropy suchen?

Für eine maßgeschneiderte Finanzierung müssen die Erwartungen eines Investoren und einer sozialen Organisation nah beieinander liegen. Wenn eine soziale Organisation nicht in der Lage ist ein Einkommen zu generieren oder das Geld zurück zu zahlen, sollte sie nur nach Investoren Ausschau halten, die ihr Geld nicht zurück verlangen.

Worauf konzentriert sich die EVPA derzeit mit ihrer Arbeit als Verband?

Wir haben in diesem Jahr verschiedene Untersuchungen und Publikationen zu einzelnen Fragestellungen angestellt. Beispielsweise zum Management und zur Wirkungsmessung. Wir haben auch ein neues Forschungsthema formuliert, in dessen Rahmen wir einen sinnvollen Exit aus Förderverhältnissen untersuchen. Wie können Organisationen mit Förderungen gestärkt werden, ohne beim Auslaufen vor Problemen zu stehen (Anm.d. Red.: das Fundraiser Magazin verlost drei Exemplare der Studie "A Practical Guide to Planning and Executing an Impactful Exit". Hier geht's zur Verlosung)?

Und was ist mit den verschiedenen Sektoren?

Wir haben auch begonnen verschiedene Sektoren in dem Ökosystem von Finanzierungen und sozialen Unternehmen zu untersuchen. Eine Studie aus dem Frühjahr diesen Jahres untersuchte, wie Banken über Impact Investments denken und wie sie diese tätigen (vgl. Fundraiser Magazin 4-2014, S.60), eine zweite Studie untersuchte die Wirkungsmessung von sozialen Anliegen.

Gibt es derzeit noch weitere Schwerpunkte?

Derzeit untersuchen wir, wie Organisationen mit Unternehmen zusammenarbeiten können, um ihren Impakt zu maximieren. Wir sehen Unternehmen als einen wichtigen Player, mit dem die operationale Ebene von sozialen Unternehmen optimiert werden kann. Banken hingegen haben sich eher als wichtiger Partner für die finanzielle Skalierung von Projekten herausgestellt.

Foto: Dario Lehner

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