„Aids-Forschung nicht auf Kosten der Schwächsten“
Ein Kommentar von Ute Nitzsche
In einer Pressemitteilung informierte die Stiftung Weltbevölkerung, dass ein entscheidender Schritt in der Aids-Prävention getan sei. Ein Vaginalring mit einem Mikrobizid schütze Frauen in Afrika vor HIV-Infektionen. Dank der Anwendung innerhalb von zwei Studien haben sich 31 beziehungsweise 27 Prozent weniger mit dem gefährlichen Virus infiziert als „in der Vergleichsgruppe, die ein Placebo erhielt“. Ein Placebo? Auf ungläubige Gesichter in der Redaktion folgte eine Mail an die Stiftung Weltbevölkerung, ob es sich dabei nicht um ein Missverständnis handele. Wie kann es sein, dass Frauen ein Placebo erhalten und damit höchstwahrscheinlich ohne ihr Wissen einer möglichen HIV-Infektion ausgesetzt werden? Schließlich geht es hier nicht um einen harmlosen Schnupfen. Noch am selben Tag klingelte mein Telefon. Die Pressesprecherin der Stiftung Weltbevölkerung erklärte, sie sei zwar nicht in die Details der Studie involviert, aber könne versichern, dass die Frauen umfassend aufgeklärt wurden und stets auf die Wichtigkeit alternativer Verhütungsmethoden hingewiesen werden. Bedenkt man aber, dass die Studien zum Beispiel in Uganda durchgeführt wurden, wo die Alphabetisierungsrate bei unter 70 Prozent liegt und Frauen oft auf Druck der Männer auf Kondome verzichten, drängt sich die Frage auf, ob jede Frau zu 100 Prozent wusste, was sie da unterschreibt. Ich glaube nicht, dass in Europa auch nur eine Frau freiwillig mitgemacht hätte. Forschung gegen Aids ja, aber nicht auf Kosten der Schwächsten. Ich finde das zutiefst unethisch.
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