Challenges und Pranks? Social Campaigns auf YouTube und Twitch

YouTube wie Gronkh und LeFloid sammeln Spenden
Spaß muss sein: Die Spendengeneration von heute und morgen setzt auf YouTube und Switch

Darum geht's: Spenden, Fundraising, YouTube, Twitch, LeFloid, Gronkh

Schüler, Azubis, Studenten, Menschen zwischen 18 und 25 Jahren zählen nicht unbedingt zur spenden-relevanten Zielgruppe für NGOs. Das könnte sich bald ändern, denn die YouTube-Communities entwickeln Eigeninitiative und sammelten schon mehrmals Spenden in sechsstelliger Höhe – und das innerhalb weniger Stunden. Wie machen die das?

Im Juni wurden in Düsseldorf wieder die Deutschen Webvideopreise verliehen. Mit allem, was eine „Oscar“-Verleihung ausmacht – roter Teppich, kreischende Fans, Medienrummel … Auch eine Kategorie „Beste Social Campaign“ gab es. Moment mal: YouTuber und Charity?

Preise für die besten Sozialkampagnen im Internet erhielten „Friendly Fire 2“, „Loot für die Welt 3“ und der World Wide Fund For Nature (WWF) für seine #SaveSelous-Kampagne mit den Vloggerinnen Jodie Calussi und Kelly MissesVlog. Besonders „Friendly Fire“ und „Loot für die Welt“ sind interessant, denn diese Initiativen gingen direkt von den YouTubern und ihren Communities aus. Die Zuschauer sind überwiegend in der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren – jung genug für verrückte Ideen, alt genug für ein eigenes Konto.

Spiele zocken und um Spenden bitten

„Friendly Fire“ startete bereits zum zweiten Mal. Am 3. Dezember 2016 hatten die YouTuber PietSmiet, Gronkh, Pandorya, DerHeider, Fishc0p und MrMoreGame ab Samstagnachmittag zwölf Stunden lang live gestreamt. Die Jungs und Mädels um Erik Range alias Gronkh sind vor allem als Let’s-Player bekannt – Menschen, die Video-Games spielen, diese kommentieren und das Ganze auf YouTube hochladen. Also wurden zur Unterhaltung der Community diverse Spiele gezockt, aber auch Gesichter geschminkt, viel rumgealbert und dazwischen fleißig um Spenden gebeten. Die Community dachte sich lustige „Strafen“ aus, die beim Erreichen bestimmter Spendenstände von den YouTubern abgeleistet wurden. So etwa musste sich Gronkh die Haare färben, und zwar grau. Etwa 90 000 Leute schauten dies gleichzeitig an. 300 000 Euro kamen auf diese Weise aus Zuschauerspenden (200 000 €), Merchandise-Verkäufen und Sponsorengeldern zusammen. Bei der Premiere im Jahr zuvor waren es rund 125 000 Euro.

Spannend verliefen die eigenständigen Aktionen der Community, die spontan über Chat abgesprochen wurden, zum Beispiel #2um12. Hier wollten sämtliche Zuschauer, zu diesem Zeitpunkt etwa 75 000, bis zwölf Uhr je zwei Euro spenden. Es dauerte nicht lange, dass die Paypal-Server ausstiegen und auch die Seiten der Sponsoren Roccat und Getshirt down waren. Kurzerhand weitete die Community die Aktion um eine Stunde aus: #3um1.

Verschiedene Generationen, gleiche Spendenthemen

„Loot für die Welt“ ist eine ähnliche Spendensammelaktion; diese fand am 18. November 2016 schon zum dritten Mal statt. Der Live-Stream auf der Videoplattform Twitch lief von Freitag 18 Uhr bis Sonntag 18 Uhr, also volle 48 Stunden. Die bekannten YouTuber LeFloid (der mit dem Merkel-Interview), Frodoapparat und die Space Frogs konnten schon auf einige Erfahrung bauen. Beim ersten Mal wurde nach 30 Stunden aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen. Diesmal gab es solche Schwierigkeiten nicht. Zusammen mit verschiedenen Gästen wurde gelevelt und gelootet – die Spielecharaktere auf die nächsthöhere Stufe gebracht und emsig virtuelle Beute eingesammelt – und viel Spaß gemacht. Die YouTuber fungierten quasi als Entertainer und animierten die Zuschauer, sich für einen guten Zweck zu engagieren. Mit Erfolg: Gespendet wurden etwas über 85 000 Euro durch Zuschauer im Stream. Weitere 85 000 Euro kamen durch den Verkauf von T-Shirts und Links zusammen sowie durch den Verkauf eines bei Gamern beliebten Schlüsselschwerts aus der Spielereihe „Kingdom Hearts“. Mit den insgesamt reichlich 170 000 Euro konnten „Loot für die Welt“ ihr Ergebnis vom Vorjahr verdoppeln.

Überraschend oder nicht: YouTuber und ihre Fans bespenden die gleichen Themen wie die Generation ihrer Großeltern. Die Spenden aus „Friendly Fire 2“ gingen zu 50 Prozent an den Bundesverband Deutsche Tafel e. V., zu 30 Prozent an den Tierschutzverein Vier Pfoten e. V. und zu 20 Prozent an das Tierheim Herzsprung. Auch „Loot für die Welt 3“ spendete zu gleichen Teilen an die Tafeln, Vier Pfoten und die Kinderhilfe e. V.

Online-Communities als neue Spender

Gegenüber den Spendenmillionen, die Charity-Galas im Fernsehen einspielen, mögen die engagierten You­Tuber noch Luft nach oben haben. Doch das wirklich Interessante sind die Communities. Gaming-Videos sind eine feste Größe auf YouTube. Hier gibt es treue Abonnenten. Gronkh ist seit 2010 auf YouTube und seit 2014 auf dem Livestreaming-Portal Twitch aktiv. Besonders mit den Let’s-Plays zum Spiel „Minecraft“ wurde er populär. Sein YouTube-Kanal mit 4,6 Millionen Abonnenten war lange Zeit der erfolgreichste in Deutschland. Beliebter ist aktuell nur noch der Fußballkanal freekickerz.

Als YouTube-Trends werden derzeit aber eher Pranks (Streiche) und Challenges gesehen. Weiterhin sind Personality-Clips (Videos von Personen, die sich vor der Kamera selbst mehr oder weniger seriös inszenieren) gefragt. Ob sich hier ebenfalls eine starke Community herausbildet, muss sich erst noch zeigen. Spannend bleibt das Thema Webvideos auf jeden Fall, denn die Zuschauer sind nicht nur die Spender von morgen, sie sind schon die Spender von heute.

Text: Daniela Münster
Screenshot: FRM

Der Artikel ist in der Ausgabe 4/2017 des Fundreiser-Magazins erschienen. 

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