Uni Hildesheim: Fundraising durch starke Stiftergemeinschaft

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Die Stiftung Universität Hildesheim setzt auf die Teilhabe aus der Bürgerschaft.

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Das Fundraising an deutschen Hochschulen gilt immer noch als entwicklungsfähig. Es gibt aber schon jetzt erfolgreiche Beispiele. Eine kontinuierliche Entwicklung nahm die Stiftung Universität Hildesheim, die 2018 für ihr Konzept des Fundraisings und der Spenderpflege den Deutschen Hochschulfundraisingpreis verliehen bekam. Sie setzt vor allem auf eine starke Bürgergesellschaft.

Hochschulfundraising ist anders als das Fundraising anderer Organisationen: Zum einen ist die Bedeutung der Fundraisingerlöse in Relation zum Gesamtbudget bei den meisten kontinentaleuropäischen Hochschulen überschaubar. Fundraisingmittel können helfen, neue Akzente zu setzen, eine Hochschule zu profilieren und Entwicklungen zu beschleunigen. Die Grundrichtung geben indes die staatlichen Mittel vor. Zum anderen sind Studium, Lehre und Forschung Themen, bei denen der Effekt eingesetzter Spendenmittel im Vergleich zu beispielsweise mildtätigen Spendenzwecken häufig weniger klar und vor allem oft erst mit Zeitverzug erkennbar ist. Spenderinnen und Spender müssen ein hohes Maß an Vertrauen und Verbundenheit mit der jeweiligen Hochschule besitzen, um sich – finanziell – zu engagieren.

Größere Einzelspenden statt Massengeschäft

Das bedeutet zunächst, dass Fundraising an Hochschulen in aller Regel auf größere Einzelspenden abzielt. Hochschulfundraising ist kein Massengeschäft, sondern setzt stark auf individuelle Beziehungen. Es gibt in aller Regel – das zeigen auch viele Studien – keinen großen Spendenmarkt für Bildungszwecke. Diese Spendenkategorie folgt seit Jahren „auf den Plätzen“. Zum anderen entstehen Beziehungen nur dort, wo es eine Verbindung zwischen Fördernden und Geförderten gibt. An einer Hochschule kann diese Beziehung auf die eigene Geschichte von Spendenden an der jeweiligen Hochschule zurückgehen, wie bei Alumni, oder einen inhaltlichen Bezug haben, wie bei Unternehmen und späteren Arbeitgebern. Der dritte Motivator zu spenden ist der regionale Bezug der Fördernden zur Hochschule vor Ort.

Die Universität Hildesheim verfügt über ein eher wirtschafts- und industriefernes Profil. Personalmarketing und Forschungsinteressen der Industrie spielen als Fördermotiv eine nachgeordnete Rolle. Hinzu kommt ein wirtschaftliches Umfeld, das vor allem durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt ist und eine regionale Lage, die sich dadurch auszeichnet, zwischen anderen starken Standorten „eingebettet“ zu sein. Strategischer Ansatzpunkt ist daher das Werben um den philanthropischen Gedanken an sich. Und dieser stößt in einer Stadt, die aufgrund ihrer Geschichte eine starke und engagierte Bürgergesellschaft entwickelt hat, auf fruchtbaren Boden.

Wachsende Stifter-Gemeinschaft

Natürlich erhält die Stiftung Universität Hildesheim auch eine Förderung durch Unternehmen. Im Mittelpunkt des Fundraisings steht aber der Aufbau einer starken Stiftergemeinschaft aus der Mitte der Hildesheimer Bürgergesellschaft heraus. Wir suchen keine Förderer – wir bieten Teilhabe an der Entwicklung und am Leben unserer Stiftung Universität Hildesheim: Das nennen wir Stiftungsentwicklung. Und der Erfolg gibt uns recht. Der Kreis der Bildungsstifter wächst kontinuierlich. Und das finanzielle Engagement zieht nach. Immer mehr Fördernde steigern ihr Engagement von Deutschlandstipendien zu Projektförderungen, von dort zu Stiftungsprofessuren, Stiftungen und Zustiftungen.

Diese gelebte Idee des Bildung-Stiftens, des Eintretens für Studium, Lehre und Forschung ist die Basis für die wachsende Stiftergemeinschaft. Sie bereichert das universitäre Leben und führt in letzter Konsequenz auch zu den intendierten finanziellen Erfolgen. Wir fördern wiederum diese Gemeinschaft der Bildung-Stiftenden, indem wir sie am universitären Leben in Form von Tagungen, Vorträgen, Feiern und Festen bis hin zum großen Sommerfest, der Uni-Mittsommernacht, teilhaben lassen.

Neues Konzept fürs Erbschaftsfundraising

In Verbindung mit der in der Stiftung Universität Hildesheim tief verwurzelten Kultur von Dank und Anerkennung macht dies den Erfolg der vergangenen Jahre aus. So stieg die Zahl der gestifteten Deutschlandstipendien von 23 im Jahr 2011 auf 91 im Jahr 2017. Im gleichen Zeitraum verdoppelte sich das Volumen der übrigen Spenden (ohne Stiftungsprofessuren). Allein 2017 konnten Mittel für neue Stiftungsprofessuren in Höhe von 1,75 Millionen Euro eingeworben werden. Kleinere Stiftungen von ehemaligen Angehörigen der Universität wurden in den vergangenen drei Jahren errichtet. Neben einer Fortführung der korrespondierenden Fundraisingaktivitäten wird derzeit ein Konzept für das Erbschaftsfundraising entwickelt. Eine Capital Campaign für ein Großprojekt des Center for World Music wird in Kürze starten.

Der Deutsche Hochschulfundraisingpreis 2018 des Deutschen Hochschulverbands und der Hochschulrektorenkonferenz ist vor allem Motivation für die Bildungsstifter, ihr Engagement fortzusetzen.

Text: Markus F. Langer
Foto: Paul Olfermann

Der Artikel ist in der Ausgabe 4/2018 des Fundraiser-Magazins erschienen.

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